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24. Team-Logistikforum

Von KI über Honigbärchen bis Krisenresilienz

28.11.2024
von Redaktion F+H

Das jährlich stattfindende Logistik-Event der Team GmbH ist Informations- und Networking-Plattform mit langer Tradition. Im November trafen sich wieder rund 300 Expert, um über die Zukunft der Intralogistik zu diskutieren. Die Digitalisierung, Automatisierung, Robotik und künstliche Intelligenz (KI) standen dabei im Vordergrund.

„Eifriges Networking, inspirierende Vorträge und eine vielseitige Fachausstellung“: Das Team-Logistikforum am 5. November 2024 in Paderborn war, so fasst es die Veranstalterin Team GmbH zusammen, ein großer Erfolg. Rund 300 Besucher, darunter Geschäftsführer, Logistikleiter, Supply-Chain-Manager, IT-Leiter sowie Projektverantwortliche, folgten der Einladung ins Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF). Das Event ist längst zur Institution in der Logistikbranche geworden, jährte sich jetzt zum 24sten Mal und stand unter dem Motto „Zukunft der Intralogistik – Innovationen, Automatisierung und KI“.

Appel: „Der Bedarf an neuen kreativen und digitalen Lösungen ist groß“

Damit traf die Veranstaltung den Nerv der Zeit. „Der Bedarf an neuen kreativen und digitalen Lösungen ist groß“, so Rainer Appel, Geschäftsführer von Team, zur Einführung. „Auch und vor allem in Zeiten der Krise“, ergänzte Moderator Michael Baranowski von Baranowski.digital und verwies auf die in der Wirtschaft allgemein knapperen Kassen, den Fachkräftemangel sowie auf die politische Unsicherheit. Dieser Problemstellung zu begegnen, ist auf verschiedene Weise möglich und gibt – das war das Credo des Forums – in einer von Pessimismus geprägten Zeit durchaus Anlass zu Optimismus.

Menschenzentrierte Logistik bleibt

So zeigte Prof. Alice Kirchheim, Institutsleiterin Materialflusssysteme am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, in ihrer Keynote-Präsentation mit dem Titel „Von Daten zu Taten – Forschungsansätze in der Intralogistik“, wie aus einem explodierenden Datenvolumen „Informationen, Wissen und Anwendungen“ entstehen. Die Rede war von 284,3 Zettabyte, einer Zahl mit 21 Nullen, bis zum Jahr 2027. Kirchheim stellte „@ILO“, kurz für „Advanced Indoor Localization and Operations“, vor. Dieses gemeinsam mit dem Logistikunternehmen Dachser durchgeführte Forschungs- und Entwicklungsprojekt steht für eine Innovation in der Stückgutlogistik: Hunderte kamerabasierte Scanner unter der Hallendecke eines Umschlaglagers stellen ein Eins-zu-eins-Abbild, einen digitalen Zwilling, aller Packstücke und Abläufe her. Auf diese Weise erhalten sowohl die Mitarbeitenden im Lager, in der Disposition und im Kundenservice als auch die Fahrer stets aktuelle Informationen. Die Folge ist, laut Kirchheim, bis zu 30 Prozent effizientere Arbeitsabläufe.

Prof. Kirchheim: „Wir werden eine menschenzentrierte Logistik behalten“

Die Professorin machte das Publikum auch mit „Castn“ (Carton Set Optimization) und „Erik“ (Ergonomischer Ressourcenplaner in der Kommissionierung) bekannt: Ist die erstere eine Software, die es Versandhändler ermöglicht, passende Kartonagen „mit möglichst wenig Luft“ bereitzustellen, ist der zweitere ein Algorithmus zur zielgerichteten, ergonomischen Auftrags- und Personalauswahl in der Kommissionierung. Dabei werden neben prozessualen Anforderungen auch menschliche Faktoren wie die physische und psychische Belastbarkeit berücksichtigt.
Kirchheim betonte, dass „generative KI“ – Machine-Learning-Programme, die eigene Inhalte erschaffen –, in der Logistik noch unterrepräsentiert sei: „Anspruch und Realität klaffen weit auseinander.“ Und sie relativierte die Furcht vor der künstlichen Intelligenz mit den Worten: „Wir werden eine menschenzentrierte Logistik behalten. Generative KI ist künftig nur ein weiterer ‚Mitarbeiter am Tisch‘, der den Menschen unterstützt und die Personalnot mildert.“ Was die Prognostizierfähigkeit der künstlichen Intelligenz betrifft, sprach Kirchheim Grenzen an: „Es wird auch in Zukunft Informationsbrüche geben.“ 100-prozentige Vorhersagen seien nicht zu erwarten.

Den richtigen Partner gefunden

In die Vergangenheit blickte Klaus Fricke, Prokurist und Betriebsleiter des Unternehmens Rila Feinkost-Importe, der gemeinsam mit Appel zum Thema „Den richtigen Partner gefunden“ referierte. Das Unternehmen ist für den Handel mit nationalen und internationalen Delikatessen bekannt und arbeitet seit 25 Jahren mit der Team GmbH zusammen. In dieser Zeit hat Team das Warehouse Management System (WMS) den Anforderungen Rilas immer wieder angepasst und ausgebaut. Und auch in Zukunft geht die Kooperation weiter. „Wir verlängern unser Honigbärchen-Abonnement“, schmunzelte Fricke. Denn die süßen Leckereien gehören bei Team seit jeher zu jedem Geschäft. Die Give-aways sind Kult.
Kult ist auch AutoStore. „Es soll Logistiker geben, die von AutoStore so begeistert sind, dass sie ihre Anwendungen auf das System zuschneiden statt umgekehrt“, führte Moderator Baranowski, ebenfalls mit einem Augenzwinkern, in den Impulsvortrag von Michael Bolz von AutoStore Ltd. ein. Der Business Development Manager EMEA sprach über die jüngsten Innovationen des automatisierten Kompaktlagersystems. „Wir sind in einem Leistungsbereich angekommen, der vor wenigen Jahren nicht denkbar war“, machte er die Zuhörer neugierig und stellte Microfulfillment-Lösungen auf kleinstem Raum, High-Throughput-Anwendungen für Großanlagen sowie die noch bessere Systemintegration mithilfe neuer Router-Software vor. Ein Novum ist auch der Einsatz in mehreren Temperaturzonen bis hin zum Tiefkühlbereich.

Wissen bewahren und transferieren

Ebenso neu ist „Kiwi“. Im Logo mit Frucht und Vogel des gleichen Namens symbolisiert, steht die Abkürzung des öffentlich geförderten Projekts für „KI-Wissensmanagement“. Es stammt von Team, der Universität Paderborn, dem Sicp (Software Innovation Campus Paderborn) und weiteren Kooperationspartnern. Frank Zscherlich, Bereichsleiter ProStore bei Team, klärte in seinem Vortrag auf: „KI ist die Antwort auf die Berentung der Babyboomer.“ Die Gesellschaft sei auf dem Höhepunkt der demografischen Welle und müsse schnellstmöglich dafür sorgen, dass das Expertenwissen der aus dem Erwerbsleben Ausscheidenden für nachfolgende Generationen erhalten bliebe. Dafür stehe „Kiwi“.

Es geht um Wissensbewahrung und Wissenstransfer. Jungen Projektleiter bei Team soll die KI-Lösung die Einarbeitung in das Thema WMS so einfach und effektiv wie möglich gestalten. Kiwi gebe Antworten auf grundlegende Fragen bei der Planung und Ausführung des hauseigenen WMS, befinde sich jedoch noch in der Entwicklung. „Diese sieht allerdings vielversprechend aus“, unterstrich Zscherlich.

Die Ausstellung wurde von den Teilnehmern für Austausch und Gespräche genutzt

 

Vertiefende Workshops am Nachmittag

Nach einer längeren Mittagspause mit viel Zeit für Austausch und Gespräche auf der Ausstellungsfläche, folgten am Nachmittag vertiefende Workshops zu den Themenbereichen Automatisierung, Robotik und KI. Grundlagenwissen und Markttrends wurden ebenso geteilt wie diverse Best-Practice-Anwendungen. Gegenstand waren, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, Portalroboter, die vom kleinen Medikament bis zum großen Möbelstück fast alles kommissionieren können; ein automatisiertes Palettenhochregallager, das auf kleinster Fläche errichtet wurde, sowie Retrofit-Lösungen, mit denen „aus Alt Neu gemacht“ wird.
Alexander Krooß, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IML, beleuchtete in seinem Workshop-Zeitfenster die Frage „künstliche Intelligenz – mehr als nur ein Hype?“. Die Investitionen in KI stiegen, seiner Einschätzung nach zu Recht, doch müsse dabei immer ein gesundes Kosten-Nutzen-Verhältnis im Blickpunkt bleiben. Krooß zitierte ein Interview mit dem Google-Forscher François Chollet, veröffentlicht in der „Neue Zürcher Zeitung“ im April dieses Jahres. Demnach sei das Geld, das die Wirtschaft für KI ausgibt, „um ein Tausendfaches zu hoch“: ein Kontrapunkt zur generellen Euphorie und Hysterie. Chollet relativierte in diesem Interview auch, was künstliche Intelligenz bis heute und vermutlich in absehbarer Zukunft zu leisten vermag. Sie sei „noch nicht allgemein intelligent“. „Wenn Sie als Mensch ein unbekanntes Problem sehen, erstellen Sie kreativ einen neuen Lösungsweg, um damit umzugehen.“ Davon sei, dem Forscher zufolge, die KI noch weit entfernt.

Mit Stärke durchs Leben

In diesem Bewusstsein, dass nur der Mensch wirklich neue, kreative Wege findet, um auch großen Schwierigkeiten zu begegnen, schloss das Logistikforum mit dem letzten Beitrag passgenau. Wie jedes Jahr wurde für den Ausklang der Veranstaltung ein Keynote Speaker eingeladen. Dieses Mal war Bestseller-Autor Marc Wallert zu Gast. Der Überlebende einer Entführung zog das Publikum mit seinem Vortrag „Stark durch Krisen: Resilienzen entwickeln“ in seinen Bann.
Wallert wurde im Jahr 2000 von Rebellen in Malaysia gekidnappt und in den philippinischen Dschungel verschleppt. In Gefangenschaft entwickelte er Schutzmechanismen – seine fünf Resilienz-Impulse –, um die enormen psychischen und physischen Belastungen zu überstehen. Wallert gibt seine Erfahrungen auch als Coach weiter und beendete seine Ausführungen in Paderborn mit den Worten: „Kommt stark durch die Krisen Eures Lebens!“
Zum Abschluss dankte Team-Geschäftsführer Appel allen Teilnehmenden für die gelungene Veranstaltung und wies darauf hin, dass der Termin für das nächste Jahr bereits feststeht: Denn dann feiert das TeamLogistikforum sein 25-jähriges Jubiläum am 25. November 2025.

Text/Fotos: Team

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