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Studie

Maschinen- und Anlagenbau im Umbruch

21.01.2025
von Redaktion F+H

Der Deutsche Maschinen- und Anlagenbau befindet sich aktuell in einer Restrukturierungsphase. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Marktforschungsinstituts Verian im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.

Ein Viertel (26 Prozent) der befragten Unternehmen hat bereits mit Restrukturierungsmaßnahmen begonnen, ein weiteres Viertel (24 Prozent) plant dies kurz bis mittelfristig. Ein hoher Anteil derjenigen, die eine Restrukturierung planen, zieht dabei grundlegende Veränderungen in Betracht: 58 Prozent wollen ihr Geschäft strategisch neu ausrichten, jeweils 42 Prozent wollen Standorte verlagern und Personal abbauen und jeder Vierte plant den Abbau von Produktions- und Leistungskapazitäten.
Bei denjenigen, die bereits die Restrukturierung begonnen haben, bauen bereits 31 Prozent Personal ab und 23 Prozent verringern ihre Produktionskapazitäten. Erst acht Prozent haben aktiv mit der Standortverlagerung begonnen. Ein Grund für die Diskrepanz zwischen Planung und Umsetzung: Neben dem Arbeits- und Fachkräftemangel haben 70 Prozent geopolitische Instabilität als größte Herausforderung für ihre Branche benannt. Im Vergleich: Über alle befragten Industrie-Branchen (Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter) landet geopolitische Instabilität nur auf dem sechsten Platz.
„Diese Daten zeigen nicht nur die Stimmung auf, sondern belegen, welche konkreten Pläne die befragten Unternehmen verfolgen und wo sie bereits handeln“, sagt Karsten Schulze, Vorstand bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Sie unterstreichen die deutlich gesunkene Attraktivität des Standorts Deutschland und zeigen zugleich auf, dass das bisherige Export-orientierte Wirtschaftsmodell an seine Grenzen gestoßen ist. Zwar sind es nach wie vor Minderheiten, die Stellen streichen, Verlagerungen planen und Kapazitäten aus dem Markt nehmen. Diese Minderheiten sind aber so signifikant groß, dass sie erhebliche Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft und ihre darin tätigen Akteure haben werden.“

Unternehmen stellen sich auf Insolvenzen ein
40 Prozent der befragten Unternehmen sagen, dass sie (deutlich) häufiger Insolvenzen in ihrer Branche beobachten, 14 Prozent erwarten sogar eine ‚Insolvenzwelle‘. Dementsprechend stellen sich 43 Prozent auf den Verlust signifikanten Umsatzvolumens insolventer Kunden ein und 29 Prozent erwarten, dass Lieferketten wegbrechen. Darum wollen vier von fünf (80 Prozent) der befragten Maschinen- und Anlagenbauer neue Märkte erschließen, 58 Prozent wollen die Kundenbasis außerhalb der jetzigen Zielbranchen ausweiten.
„Wäre die geopolitische Lage nicht so unsicher, hätten voraussichtlich bereits mehr Maschinen- und Anlagenbauer mit den Verlagerungen begonnen“, sagt Schulze. „Viele haben jedoch vor Augen, dass die Lage komplex sein könnte und sie trotzdem handeln müssen. Ist einmal die Entscheidung zur konkreten Planung von Verlagerungen getroffen, haben diese eine hohe Chance auf Umsetzung. Und sobald die Verlagerung erfolgt ist, werden die jeweiligen Kapazitäten auf Jahre nicht wieder zurückkommen, da sich diese Investitionen zunächst einmal amortisieren müssen. Es ist zudem fraglich, ob die Attraktivität des Standorts in einigen Jahren wieder besser ist.“

Neue Rahmenbedingungen nötig
Als Herausforderungen für ihr Geschäft nennen die Maschinen- und Anlagenbauer vor allem Punkte, die auf Standortpolitik zurückzuführen sind: Arbeits- und Fachkräftemangel (70 Prozent), Bürokratie (68 Prozent), Energiepreise (64 Prozent) und allgemeine Faktoren für Wettbewerbsfähigkeit wie Infrastruktur (58 Prozent). Bis 2030 verlieren 28 Prozent der Befragten mehr als 20 Prozent ihrer Beschäftigten. Jeder vierte (27 Prozent) Maschinen- und Anlagenbauer gibt an, voraussichtlich weniger als die Hälfte der pensionierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ersetzen zu können.
„Dass die Unternehmen jetzt teils so radikal agieren, ist aus betrieblicher Sicht nachvollziehbar und absolut notwendig“, sagt Schulze. „Dabei darf man nicht vergessen, dass gerade der Maschinen- und Anlagenbauer mittelständisch und familiär geprägt ist und dementsprechend eine hohe persönliche Bindung an den Standort Deutschland hat. Umso aussagekräftiger ist es, wenn auch diese Branche in solchen hohen Maßen heute erwartet, an anderen Standorten erfolgreicher zu sein.“ Schulze ergänzt: „Unternehmer und Management müssen ihre Entscheidungen ausschließlich nach dem Wohl des eigenen Unternehmens und seiner Stakeholder ausrichten. Wir hören von Unternehmen zugleich immer wieder, dass sie aufgrund ihrer Wurzeln dem Standort treu bleiben möchten. Dazu müsse die Politik jetzt aber rasch einen neuen Rahmen setzen, um Deutschland wieder attraktiv für Investitionen zu machen. Sonst werden wir bei den nächsten Befragungen nicht mehr eine Minderheit, sondern eine Mehrheit sehen, die abbaut, verlagert und individuell schrumpft, um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten.“

Text/Foto: FTI-Andersch

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