Mehr als 350 Personen aus Transport und Logistik trafen sich zum Jahresabschluss auf Süddeutschlands größtem Branchenkongress in Nürnberg. Im Fokus standen Chancen für den Transport der Zukunft durch den Einsatz neuer Technologien vom Lkw-Antrieb bis zum autonomen Materialfluss sowie die optimale Vernetzung der Verkehrsträger.
Die Transport- und Logistikbranche kommt nicht zur Ruhe: Der ökonomische und demographische Wandel erfordert immer effizientere Prozesse. Die geopolitische und ökologische Situation verlangt zugleich mehr Resilienz in logistischen Systemen. Welche Chancen sich in dieser Situation des Wandels bieten, zeigte der LogistikCongress | Bayern 2024 im Kongresszentrum der Nürnberger Meistersingerhalle auf. Bei der Suche nach Parkplätzen, dem Zusammenspiel von Mensch und Robotik wie auch beim optimalen Einsatz von Verkehrsträgern erwies sich den mehr als 350 Teilnehmenden dabei vor allem die Integration von Daten, Menschen und Systemen als gewinnbringende Perspektive.
„Damit die bayerische Wirtschaft weiter wachsen und Arbeitsplätze sichern kann, benötigt sie eine leistungsstarke Logistik. Dafür müssen jetzt die Weichen richtig gestellt werden“, betonte Staatsminister Christian Bernreiter, Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, in seinem Eröffnungsvortrag. „Die Logistik Initiative Bayern mit dem CNA e.V. als größtes Netzwerk für Transport und Logistik in Bayern bietet eine Plattform für die Branche, um Dialog zu ermöglichen, Lösungen vorzustellen, neu zu denken, weiterzuentwickeln und gemeinsam die Zukunft für Bayern zu gestalten. Die Chancen, die sich daraus ergeben, zeigt der LogistikCongress | Bayern 2024 eindrucksvoll mit seiner Fachausstellung und vielfältigen Inhalten zum Beispiel dem CNA InnovationsPreis. Damit diese Innovationen möglichst schnell ihren Weg in die Praxis finden, sind wir als Ministerium über die Logistik Initiative Bayern in engem Kontakt mit allen relevanten Akteuren der Branche, um Rahmenbedingungen gezielt weiterzuentwickeln und vielversprechende Projekte zu fördern. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Bayern nachhaltig und resilient in die weltweiten Lieferketten eingebunden ist. Gemeinsam sichern wir Wohlstand für unsere Bürgerinnen und Bürger.“
Pionierleistungen für emissionsfreie Mobilität ausgezeichnet
Bei der E-Mobilität wird für die Transport- und Logistikbranche in Bayern allein im kommenden Jahr mit einem Wachstum von sieben Prozent gerechnet. Damit dies auch für schwere Nutzfahrzeuge möglich ist, überreichte Staatsminister Bernreiter den diesjährigen CNA | InnovationsPreis 2024 an Technologie-Pioniere im Kontext „emissionsfreie Mobilität“: In der Kategorie „Innovation“ ging der Preis an die Trailer Dynamics GmbH aus Eschweiler. Der von dem Start-up-Unternehmen entwickelte eTrailer lagert den elektrischen Antriebsstrang in den Trailer aus und unterstützt damit herstellerunabhängig den Primärantrieb der Sattelzugmaschine. Den Preis in der Kategorie „Science“ erhielt das Institut für leistungselektronische Systeme, Elsys der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm für das Projekt „KI-Power“. Dieses entwickelte die flexible, modulare und performante Steuerungsplattform „UltraZohm“ für die Regelung und Ansteuerung leistungselektronischer Systeme. Über den IP2024 | Sustainability durfte sich das Kommunalunternehmen Stadtwerke Pfaffenhofen a. d. Ilm freuen. Mit dem Projekt „Bitte Wenden!“ erarbeitete es ein agiles und bedarfsorientiertes Mobilitätskonzept für die Stadt Pfaffenhofen. Darüber hinaus erhielten 21 weitere Finalisten eine besondere Auszeichnung für ihre zukunftsweisenden Projekte.
Nachhaltige Integration von Verkehrsträgern
Den aktuellen Stand bei emissionsfreien Lkw-Antrieben zeigten Vorträge von MAN Truck & Bus SE, Hyundai Hydrogen Mobility sowie dem Anwender Kaufland auf: Dominik Renner, Head of Product Strategy & Management Battery/Hydrogen, MAN Truck & Bus, wies darauf hin, dass man bis zum Jahr 2030 mit einem Wachstum batterieelektrischer Trucks um 50 Prozent rechne, wobei neben der Ladeinfrastruktur vor allem das Fehlen grüner Energie für die Deckung des erwarteten Bedarfs von circa 36 Terrawattstunden für den europäischen Transportsektor sowie die hohen Anschaffungskosten der Fahrzeuge Herausforderungen blieben.
Somit ist neben der notwendigen Transformation im Lkw- Transport eine sinnvolle Integration der Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasserstraße sinnvoll, wie der Track „InterModalUnlocked“ verdeutlichte: In einer gemeinsam mit dem Deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main Donau e.V. organisierten Podiumsdiskussion wurde etwa deutlich, dass bei Streckensperrungen die einzelnen Verkehrsträger häufig isoliert betrachtet würden. So wüssten angesichts der Bahn-Generalsanierung in Bayern ab dem Jahr 2026 viele Verlader und Transportdienstleister nicht, dass zum Beispiel zwischen Nürnberg und Regensburg neben den bis zu 320 km längeren Umfahrungsmöglichkeiten auf der Schiene das Binnenschiff über freie Kapazitäten verfüge, um Ladungen über den Main-Donau-Kanal zuverlässig und pünktlich zu transportieren.
„Sowohl der bayernhafen Nürnberg wie auch der Verkehrsträger Binnenwasserstraße haben genügend Kapazitäten, um Ersatzverkehre während der Korridorsanierung anzubieten. Dies ist auch eine Leistungsschau für die Wasserstraße“, fasste Ingmar Schellhas, Geschäftsführer Hafen Nürnberg-Roth GmbH, die Chancen zusammen, die Streckensperrung im Gütertransport zu bewältigen.
Smarte Integration von Daten
Chancen für einen effizienteren Transport bietet außerdem die unternehmens- wie verkehrsträgerübergreifende Integration von Daten. Auch der Preisträger des diesjährigen Technology for Future Award | Logistics 2024 überzeugte das Publikum mit einem datengetriebenen Tool: Andreas Canel, Founder & Chief Executive Officer (CEO) Northbound, entschied mit seiner Plattform die Pitch Session für sich. Mithilfe seines Transparenz-Tools zur Zwischenlagerung von Containern lassen sich „Demurrage & Detention“-Kosten sichtbar machen oder vermeiden.
Am Beispiel der Suche von Lkw-Parkplätzen entlang der Autobahnen machte Anton Brucker, Head of Sales, Map and Route, eine Marke von IT2media GmbH & Co. KG, auch deutlich, wie sich vorhandene Daten aus verschiedenen Quellen sinnvoll integrieren lassen. So mache die Plattform „Happy Trucker“ Parkmöglichkeiten sichtbar und buchbar und erspare jedem Lkw-Fahrer täglich durchschnittlich 60 Minuten Suchverkehre und damit Kosten wie Emissionen. Weitere Panels widmeten sich dem Einsatz von Cargobikes auf der Letzten Meile, der Gewinnung von Fachkräften sowie der Steuerung von Lieferketten und der Planung von Logistikstandorten. In den Pausen hatten die Teilnehmenden außerdem Gelegenheit, sich bei 23 Fachausstellern über Innovationstrends und Produkte zu informieren.
„Integration – das Überwinden von Grenzen – ist der Schlüssel für eine effizientere wie nachhaltigere Transport- und Logistikbranche“, fasste Dr. Rudolf Aunkofer, Geschäftsführer CNA e.V., die Ergebnisse des Kongresses abschließend zusammen. „Wenn wir lernen, alle Verkehrsträger optimal einzusetzen, wenn wir Silodenken überwinden und neue Fachkräfte-Potenziale für Transport und Logistik heben, hat die Branche die Möglichkeit, zu einem Impulsgeber für die bayerische Wirtschaft zu werden. Als Logistik Initiative Bayern begleiten wir Sie auf diesem Weg.“
Im kommenden Jahr findet der LogistikCongress | Bayern am 20. November 2025 in Nürnberg statt.
Text/Fotos: CNA e.V., Logistik Initiative Bayern